Er kam von einer geschäftlichen Besprechung, an der er als einziger Angehöriger
seiner Firma teilgenommen hatte, weshalb er nun gedankenverloren in Richtung Büro ging. Der
Termin war weder besonders gut, noch außergewöhnlich ungünstig verlaufen und Herr
Franke ließ die wichtigsten Punkte Revue passieren, wobei er gleichzeitig sortierte nach positiven
und negativen Aspekten. In diesem Moment schien ihm das geglückte zu überwiegen, im
nächsten fiel ihm ein ausgesprochen unangenehmer Aspekt ein. Gerade in einer solchen Phase,
als seine positive Gesamteinschätzung von einer sehr kritischen Bewertung abgelöst
wurde, wollte Herr Franke eine Straße überqueren, wobei er nicht beachtet hatte, daß
ein roter PKW sich mit hoher Geschwindigkeit von links näherte. Er hörte das Quietschen
der Bremse, welches sich mit dem - wohlwollenden oder zynischen - Lachen seines Auftraggebers
vermischte, als für ihn die Zeit stillstand.
Blumen blühen auf dem Balkon, sie haben einen sehr eigenartigen Duft, ich würde ihn unter
hundert anderen Düften erkennen. Die Frau mit dem rosa Kittel ist meine Mama, sie hängt
Wäsche aus einem grünen Wäschekorb auf eine Leine. Ich sitze in meinem Stuhl, der
fest mit einem Spieltisch verbunden ist, und halte meinen neuen Kranwagen fest in der Hand. Mein
Papa hat ihn mir gestern mitgebracht, er ist leider selten zuhause, bevor ich ins Bett muß. Das
Mädchen im rosa Rock hat blonde Zöpfe, und ihre Brüste zeichnen sich schon dezent
unter ihrer Bluse ab. Sie schaut mich immer so merkwürdig an, herausfordernd oder eher
unsicher ? - ich weiß es nicht. Sie lächelt bisweilen, wir sehen uns öfter, weil sie mittags
nach der Schule mit dem selben Omnibus in unser Dorf zurückfährt. Die Dame im rosa Kleid
ist meine Professorin für "Geschichte der Architektur im 20. Jahrhundert". Ich bin sehr von ihr
beeindruckt. Obwohl sie meine Mutter sein könnte, finde ich sie ausgesprochen attraktiv. Als sie
mich zusammen mit ein paar anderen Studenten zu sich nach Hause einlud, lernte ich ihre Tochter
kennen. Ja, das Mädchen mit den rosa Strümpfen wurde schließlich meine Frau.
Renate, mein Schatz, ich glaube, ich komme heute schon wieder später zum Essen, ich muß
noch ein paar Sachen aufarbeiten, die außer mir keiner machen kann. Gib Rita einen Kuß,
zieh’ ihr den rosa Schlafanzug an und bring’ sie schon ‘mal zu Bett, wer weiß, wie lange das
dauert. In der Ferne ertönt ein Martinshorn, sicher ist irgendwo jemand umgekippt. Kein Wunder,
bei der Hitze. Wieso ist eigentlich alles rosa um mich herum ? Ist das ein Traum ? Wie durch Wolken
sehe ich meine Umwelt, neugierige Zuschauer und Männer in weißen Anzügen wie
Sanitäter sie tragen. Was machen die mit mir, es ist doch alles in bester Ordnung. Ich bin nur
etwas müde und darf nicht vergessen, Renate anzurufen, sonst ist sie verärgert. Die sollten
mir lieber ein Telefon geben, anstatt mir dieses Ding über die Nase zu ziehen. Ich falle in einen
rosa Strudel, ich schwimme in einem Fluß aus rosa Wasser, alles dreht sich immer schneller, wo
geht die Reise hin?
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