Fluß 1

Ich bin im Fluß. Eigentlich lebe ich nicht hier, das heißt, ich war nicht immer hier, ich habe ein normales menschliches Vorleben aufzuweisen. Irgendwann hatte ich die Nase voll, und ehe ich mich versah, fand ich mich im Fluß wieder. Die Atmung macht mir keine Probleme, ebensowenig wie die Nahrungsaufnahme. Es ist so, als wäre ich immer hier gewesen. Der einzige Unterschied zu einem Fisch ist wohl mein Bewußtsein für die Begrenzung des Lebensraumes. Fluß 2 Da ich am Ufer des Flusses gewohnt habe, kenne ich seine Breite recht gut. Die örtlich verschiedene Tiefe war eine neue Erfahrung, sie reicht bis zu etwa sieben Metern an der tiefsten Stelle, die ich kenne. Mühelos bewege ich mich hier, ich weiß, wie ich herauskäme aus dem Wasser, aber das möchte ich nicht. Ich fühle mich sehr wohl hier trotz der Begrenzung. Wieso eigentlich Begrenzung? Der Fluß ist sicher viele hundert Kilometer lang, er mündet in einen noch größeren Fluß, welcher seinerseits ins Meer mündet, ich könnte gewiß dorthin gelangen, aber das will ich gar nicht. Es ist also gar nicht Begrenzung, was ich meine, sondern Endlichkeit, Überschaubarkeit, welche ich in Fließrichtung des Flusses durch freiwillige Beschränkung realisiere mit der Möglichkeit, sie jederzeit zu durchbrechen, wenn ich mag.
 
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