Schnecken

Es war ein ruhiger, friedvoller, ja - wohl ob des starken, gleichmäßigen Regens - sogar etwas schläfriger Abend im Februar. Eigentlich fühlte E. sich gut. Eine Grippe war soweit überstanden, das Tagewerk zwar nicht hervorragend, aber doch zufriedenstellend vollbracht, er hatte gut gegessen und saß bei einem Glas Wein in seiner Stube, deren Möbel er von seiner Großmutter väterlicherseits geerbt hatte, die vor vielen Jahren an Altersschwäche verschieden war. Doch es wollte sich kein rechtes Feierabendgefühl einstellen. Dieses wurde E. erst bewußt, als er merkte, daß er in der letzten Viertelstunde dreimal aufgestanden war. Er war unrastig und wurde es noch mehr, als er dieses bemerkte. So fing er an, laut mit sich selbst redend um den kleinen ovalen Tisch zu gehen, gelegentlich, aber unregelmäßig die Richtung wechselnd. Sein Monolog wurde immer heftiger, sein Schritt immer rascher, bis er plötzlich inne hielt und das Gefühl hatte, alle Gegenstände im Raum hörten ihm zu und lachten ihn aus. Darüber wurde E. sehr traurig, und er setzte sich zurück in seinen Sessel zu seinem Glas Wein, wo er einschlief, während ihm kleine Wasserkügelchen aus den Augen liefen, die feuchte Bahnen über seine Wangen zogen wie Schnecken es tun.
 
raus
zurück rein weiter