Unten am Wasser

(Eine merkwürdige Geschichte von Hansrobert Habicht)
Es war einer seiner Lieblingsorte. Früher war hier ein Campingplatz gewesen, jetzt ähnelte er einem Park, direkt am Fluß. Selbst bei ausgesprochen stressigen Lebensumständen konnte er hier alles hinter sich lassen und sich fast wie ein anderer Mensch fühlen. Es war für ihn klar, daß er im Fluß bestattet werden wollte. Aber bis dahin wollte er noch viel Zeit bei den Wasservögeln verbringen, auch wenn die Enten seiner Kindheit verschiedenen, meist invasiven, Arten von Gänsen, die das Gelände mit ihrem Kot stark Ruhm verunreingten, weitgehend gewichen waren. Trotz des engen Tals überkam ihn ein Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit. Es war ein überraschend warmer Tag für die Jahreszeit, und er hatte sich die Jacke über die Schulter gehängt. Wäre es windig gewesen – seine Oma hätte das ein schalkiges Lüftchen genannt – hätte er es wohl nicht so lange hier ausgehalten und sich auch nicht auf eine Bank direkt am Ufer gesetzt. Der Schlag der Kirchturmuhr riß ihn aus einem tranceartigen Zustand. Bis zur nächsten Videokonferenz war es nicht mehr lange hin. Seufzend erhob er sich und ging die Treppe hoch.

Im Schatten der Gasse zog er die Jacke wieder an.


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