Zeit
Anfangs ist es mir gar nicht aufgefallen. Dann dachte ich, daß es wohl eher ein Zufall sein müßte.
Inzwischen glaube ich, daß es doch an mir liegt. Ich traue mich kaum, es auszusprechen, weil
es für die meisten Menschen hierzulande so ungeheuerlich ist: Ich habe Zeit. Nein, ich bin
weder arbeits-, noch beschäftigungslos. Ich arbeite 38 Stunden in der Woche in meiner Firma,
oft mehr. Ich habe Familie. Ich habe Hobbies wie Musik oder Literatur.
Trotzdem bleibt mir immer noch genug Zeit für mich. Zeit zum Nachdenken,
Zeit zum Träumen, Zeit den Augenblick zu genießen. Mein Glück ist vielleicht, daß mir
viele notwendige Verrichtungen leicht fallen. Die so gewonnene Zeit gönne ich mir.
Das ist mein persönlicher Reichtum, der noch zunimmt, wenn ich ihn gelegentlich teile –
mit Menschen, die zumindest dann auch Zeit haben. Ansonsten läuft der wesentliche Teil
des Lebens doch in mir ab und sollte nicht mehr als nötig an Äußerlichkeiten verschwendet
werden. Dafür ist er zu kostbar.