Der Oberbäcker

Der Oberbäcker

Das Haus, in dem das Büro liegt, in dem ich arbeite, gehört zu einer Bäckerei. Deshalb riecht es im Treppenhaus, aber auch im Büro selbst, oft nach erhitzter Schokolade. Daran kann man sich gewöhnen, manchmal ist es sogar ganz angenehm. Früher waren die heutigen Büroräume Wohnungen, wo Bäcker und Verkäuferinnen wohnten, die Anordnung der Räume ist deshalb nicht so praktisch für gewerbliche Zwecke. Neben der Haustür ist ein großes Tor, welches in eine Halle führt, die auch irgendwie zur Bäckerei gehört. Nur selten kann ich einen kurzen Blick hinein werfen, wenn gerade einer hinein oder hinaus fährt. Dann blinkt eine gelbe Rundumleuchte, und jedermann weiß, daß dies eine besondere Situation ist. In der Straße gibt es wenig Parkplätze, für die man obendrein noch viel Geld bezahlen muß. Trotzdem wagt es kaum jemand, auf der Ausfahrt vor dem Tor zu parken. Ab und zu steht jedoch ein roter Wagen direkt vor dem Tor. Der Oberbäcker Mir ist klar, daß der nur dem Oberbäcker gehören kann. Wer sonst würde es wagen, sich vor das riesige Tor mit der gelben Rundumleuchte zu stellen? Gesehen habe ich ihn noch nie. Das Auto steht plötzlich da und ist irgendwann weg. Der Oberbäcker hat gewiß eine äußerst verantwortungsvolle Tätigkeit mit außergewöhnlichen Arbeitszeiten. Sicher ist er nicht nur für diese Backstube verantwortlich. Bestimmt muß er unzählige Lehrlinge und Gesellen zur Arbeit antreiben. Da er nicht überall gleichzeitig sein kann, müssen die Untergebenen jederzeit das Gefühl haben, daß er jeden Moment auftauchen könnte. Manch einer hat ihn vielleicht noch nie gesehen, aber die ehrfurchtsvolle Beschreibung älterer Kollegen allein verschafft dem abwesenden Oberbäcker Respekt. Er darf vor dem Tor parken! Und ich habe immerhin schon sein Auto gesehen.
 
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