Höllenfahrt
(Eine merkwürdige Geschichte von Hansrobert Habicht)
Der Bus war überfüllt wie jeden Morgen seit das Schuljahr begonnen hatte. Den Schülern, die keine Wahl haben, kann man ja zumuten, auf engstem Raum im Gang zu stehen. Wer ein Auto hat, fährt nicht mit dem Bus, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Horst war so eine Ausnahme. Er wollte nicht so recht einsehen, warum in jedem Wagen, der flußabwärts zur Arbeit fuhr, genau eine Person sitzen muß. In den Schulferien war das Busfahren angenehm gewesen. Jetzt nervte es ihn ein wenig, über ein eigenes Fahrzeug zur Fahrt auf die Arbeit dachte er allerdings nicht nach. Wenn er gut drauf war, las Horst im Bus. So auch an diesem verregneten Herbstmorgen. Der Krimi war spannend, aber nicht zu verworren. Das mochte Horst auch nicht. Klare Verhältnisse waren ihm lieber. Die älteren Damen vor ihm auf dem Weg zum Arzt plapperten ebenso laut wie die jüngeren Schüler hinter ihm. Aber Horst hatte seinen Krimi mit einem Mord und einem Polizisten. Er hörte sie kaum. Höllenfahrt

      Als es draußen dunkel wurde, war der Polizist der Lösung seines Falles gerade ein Stückchen näher gekommen. Horst bemerkte wenig von der Verdunklung draußen, da die Innenbeleuchtung eingeschaltet war. Höllenfahrt Erst als ein seltsamer Laut entstand, in dem seine Mitfahrer ihrer Verwunderung Ausdruck verliehen, sah Horst von seinem Buch auf. Draußen war es so finster geworden, daß man keinerlei Strukturen erkennen konnte. Auch keine Lichter waren zu sehen, als hätte man die Scheiben schwarz angemalt.

      Der Fahrer konnte auf einmal durch die Windschutzscheibe nichts mehr sehen, was ihn verständlicherweise beunruhigte. Als er vorsichtig am Lenkrad drehen wollte, ließ es sich nicht bewegen. Gleichzeitig beschleunigte das Gefährt, ohne daß er das Gaspedal bewegt hätte. Daraufhin ließ er es los. Der Bus beschleunigte weiter, der Motor dröhnte immer lauter, die Insassen wurden immer unruhiger, die Anspannung schien unerträglich zu werden.

      Da rief der Regisseur: »Alles noch einmal auf Anfang, die Filmspule war leer.«

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