Einzeiler von Hansrobert Habicht (4)

Der Mensch ist ein Egoist. Immer. Wenn es den Anschein hat, er würde sich sozial oder gar selbstlos verhalten, leistet er sich lediglich das selbstsüchtige Vergnügen, bei anderen (oder auch nur bei sich selbst) diesen Eindruck zu erwecken.

Die größten Egoisten sind die, die angeblich alles nur für andere tun. Das kommt spätestens dann heraus, wenn sie sich darüber beschweren, in ihrem Leben nie etwas für sich selbst getan, jedoch keine ausreichende Gegenleistung (wie zum Beispiel unbegrenzte Dankbarkeit) dafür bekommen zu haben.

Der Verlust von unrealistischen Visionen muß nicht zwangsläufig zu Resignation oder gar Depression führen, auch heitere Gelassenheit kann durchaus die Folge sein.

Es gibt zwei Arten von Jobs: Entweder man arbeitet sich zu Tode oder man langweilt sich zu Tode.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier
– und gerade davor graust es mir.

Erwerbsarbeit ist oft eine Art Offener Vollzug.

Wir leben im Zeitalter der Schwätzer: Vernunft hat derzeit keine Chance.

Mein Selbstvertrauen muß immer wieder erneuert werden, weil der innere Kritiker es ständig infrage stellt. Ich weiß zwar eigentlich, daß ich einiges kann, ja durchaus gut kann, aber der emotionale Zweifel will stets aufs Neue überwunden werden: es hat ja schon gelegentlich funktioniert, aber gelingt es auch dieses Mal?

Den inneren Kritiker und Angsthasen gilt es im Zaum zu halten.

Ein echtes Glücksgefühl stellt sich ein, wenn die kreativen Energien ein gutes Produkt hervorbringen.

Wenn die Ängste vor dem Versagen, gesundheitlichen Problemen, Schicksalsschlägen oder technischen Defekten eine Pause machen, dominiert oft ein Gefühl der tiefen Dankbarkeit für die angenehmen Lebensumstände und die lebenslange Gelegenheit, meine kreativen Interessen auszuleben, ohne Not zu leiden. Wenn ich das mit dem Leben meines Großvaters vergleiche, das ich anhand von überraschend aufgetauchten Dokumenten ein wenig nachvollzogen habe, werde ich immer sehr demütig. Das innere Kind am Leben erhalten zu können, ist ein großes Glück.

Ich bin ein vertrauensseliger, gutgläubiger, bisweilen geradezu einfältiger Mensch. Es dauert meistens lange, bis ich merke, daß ich an der Nase herumgeführt werde (um keinen vulgäreren Ausdruck zu gebrauchen). Dann aber ist die Enttäuschung umso größer.

Ich habe schon seit einiger Zeit das Gefühl, im Zugabenteil des Lebens angekommen zu sein, und versuche, jeden Tag zu genießen. Das gelingt zwar nicht immer im gleichen Maß, ist aber ein guter Ansatz.



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